Zum Mangel an Kita-Plätzen in der Stadt Boppard und zur Situation in der Kita „St. Klara“
Wie unlängst in der Rhein-Zeitung am 1. August zu lesen war, zeigen die statistischen Zahlen im Hinblick auf die Kindertagesstättenplätze für die Stadt Boppard einen Fehlbedarf von lediglich 19 Plätzen für 2022 und neun Plätzen für 2023. Anschließend, im Jahr 2024, sogar eine Überdeckung von 31 Plätzen.
Wir Eltern in Boppard können uns also alle entspannt zurücklehnen? Fehlanzeige!
Denn legt man sein Augenmerk auf die tatsächlich erfolgten Anmeldungen in diesem Jahr und die tatsächlich verfügbaren Kita-Plätze in der Stadt Boppard, sieht die Lage etwas anders aus: Auf ein Angebot von 672 Plätzen in der Stadt Boppard kommen laut Bedarfsplan des Rhein-Hunsrück-Kreises 2022/2023 Anmeldungen von 734 Kindern. 62 Kindern konnte damit dieses Jahr kein Kita-Platz in der Stadt Boppard angeboten werden. Das sind 62 Familien, die sich anderweitig nach einer Kinderbetreuung umschauen mussten, in denen Elternteile ihre Berufsrückkehr zurückstellen mussten, da die Stadt Boppard den Rechtsanspruch einer jeden Familie auf einen Kinderbetreuungsplatz nicht erfüllen konnte. 62 Eltern, die nun potenziell den angeblich zumutbaren Fahrweg von 30 Minuten oder länger zurücklegen, um erst ihr Kind in die Kita und dann sich selbst auf die Arbeit zu befördern, die ihr Kind in eine alternative Tagespflege geben mussten oder die gar nicht erst wieder arbeiten konnten, da sie auf fußläufig erreichbare Kitas angewiesen sind.
In diesen Zeiten kündigt nun der Träger der Kita „St. Klara“, die katholische Kita gGmbH, an, die Plätze in der Kita „St. Klara“ langfristig massiv zu reduzieren. Zehn Plätze wurden bereits zum kommenden Kita-Jahr ab September 2022 reduziert. Plätze, die ohnehin nicht wehtun würden, da sie aufgrund von Personalmangel nicht besetzt werden könnten. Personalmangel, das mag zwar wahr und ebenso ein großes Problem sein. Dass die Kita aber am Ende der Planung von heute acht Gruppen mit aktuell 136 Kindern auf zwei, mit aktuell zu prüfendem Anbau auf maximal drei Gruppen reduziert werden soll, ist im Hinblick auf die ohnehin bereits fehlenden Kitaplätze in Boppard ein Skandal.
Begründet wird der Abbau der circa 100 Plätze mit fehlenden finanziellen Mitteln, um das Gebäude zu sanieren. Im Klartext möchte das Bistum Trier keine hohen Investitionen mehr für die Kita leisten. Langfristig sollen katholische Trägerschaften und die damit verbundenen Kosten reduziert werden. Die Stadt Boppard, welche in der Pflicht ist den Rechtsanspruch der Familien zu erfüllen, kann und möchte wohl aber keine höheren Investitionen in ein Gebäude stecken, welches nicht ihr selbst gehört. Der Streit um das liebe Geld und die Verantwortlichkeiten wird auf dem Rücken der Kita, ihren Kindern, dem Personal und am Ende auch der Eltern in Boppard ausgetragen.
Es kann doch nicht sein, dass ein Gebäude, welches auch noch einer Stiftung gehört, die sich dem Wohle der Kinder verpflichtet hat und die für die Nutzung des Gebäudes, die Kinder- und Jugendarbeit vorgesehen hat, nicht auch für diese Zwecke saniert werden kann!?
Die Kita „St. Klara“ ist die älteste Kindertagesstätte im Bistum Trier und feierte 2017 ihr 160-jähriges Jubiläum. Mit ihren familienfreundlichen Öffnungszeiten geht die Kita schon sehr lang auf die Bedürfnisse von berufstätigen Eltern ein. Hinzukommt das sehr beliebte und etablierte Angebot der Hortgruppe, in der die Kinder nach der Schule beziehungsweise während der Schulferien betreut werden können. Auch das soll langfristig wegfallen. Wo sollen denn dann die ganzen Kinder hin?
Geht man aus der Kita „St. Klara“, findet man sich in den Rheinanlagen wieder. Große Bäume spenden Schatten, der Rhein fließt vor der Haustüre. Kinder können gemeinsam mit vielen, vielen anderen Kindern, die jeder für sich die eigene Herkunft, Kultur und Sprache mit in die Kitagemeinschaft bringen, spielen und ihren Neigungen nachgehen. Durch die jahrelange Erfahrung der Kita und der ortsansässigen Erzieher, den Standort der Kita mitten in der Stadt Boppard und deren Öffnungszeiten ist das alles möglich. Denn sowohl berufstätige Eltern schätzen die Kita „St. Klara“ als auch Eltern, die sich kein Auto leisten können oder auch nicht wollen. Kein Kind wächst hier in einer sozialen Blase auf.
Doch das alles soll zerschlagen werden. An allen übrigen Kitas soll etwas „dazugestückelt“ werden, um das riesige Loch zu stopfen, das die Reduzierung der 100 Plätze in der Kita „St. Klara“ reißen würde. ABER: Eine Erweiterung einer Kita in Buchenau oder Buchholz ersetzt doch keinen Kita-Platz direkt in der Stadt Boppard!
Zum Schluss gestatten Sie mir noch einen Hinweis: Die Kita „St. Klara“ ist aktuell die einzige Kita der Stadt, die dank der großen Küchenkapazitäten ein warmes Essen für alle ihre 136 Kinder anbieten könnte. Während allerorts viel Geld in den Ausbau der Kantinen gesteckt werden muss, sind hier bereits die Kapazitäten vorhanden. Dreh- und Angelpunkt ist lediglich die Sanierung des Gebäudes und die damit einhergehende Bereitstellung eines Speisesaals.
Kurzum gesagt, es wäre einfach sehr traurig, wenn die Kita „St. Klara“ so wie sie ist und wie es sie immer gegeben hat, von der Kita-Landschaft in Boppard verschwinden würde. Eine Kita „St. Klara“ mit zwei oder drei Gruppen wäre einfach nicht das Gleiche.
Die Kita „St. Klara“ ist eine Institution in Boppard, die für die Gemeinschaft aller Kinder steht. Sie gehört zur Stadt Boppard und sie muss bleiben. Gibt es nicht auch noch den ein oder anderen unter uns, der selbst als Kind in die Kita „St. Klara“ gegangen ist? Hat das Gebäude, das wirklich dringend saniert werden muss, und dessen Nutzung es nicht verdient, erhalten zu werden? Ich appelliere an die verantwortlichen Gremien, dass die Kita „St. Klara“ mit ihren acht Gruppen auch über 2026 hinaus aufrechterhalten wird, dass das Gebäude und sein Außenbereich endlich saniert werden. Es müssen kreative Lösungen gesucht und gefunden werden. Das Ende der Kita „St. Klara“ ist bereits angezählt. Wir alle haben es in der Hand, es aufzuhalten. Zum Wohle unserer Kinder und für die Zukunft unserer Stadt.
Katharina Neiser
- Vorsitzende des Elternausschusses Kita St. Klara