Betreff: Eisenbolz
Sehr geehrte Damen und Herren der SPD-Fraktion im Stadtrat Boppard,
Herr Stadtrat Loringhoven hatte in der Sitzung des Stadtrates vom 19. September zum TOP 1 „Entbuschungsmaßnahmen in Boppard-Eisenbolz, Widerspruchsverfahren“ den Antrag gestellt: „Der Widerspruch wird zurückgenommen und im Einvernehmen mit der Stadt wird geklärt, ob eventuelle. Baumfällarbeiten zurückgeführt werden und Bäume möglichst weitestgehend erhalten bleiben“.
Zusammen mit der Stimme von Loringhoven und Ihren Stimmen von der SPD, von BfB, FDP und der Linkspartei ist dieser Antrag mehrheitlich so beschlossen.
Wir, die Bürger der Stadt Boppard, hatten insbesondere in Bezug auf die hohe Bedeutung des Themas für die Natur und auch für die Bevölkerung hier viele Fragen zu diesem Beschluss an Herrn Loringhofen gerichtet und um Beantwortung gebeten. Der hat nicht geantwortet. Ein Angebot von uns Bürgern zur Ortsbesichtigung auf dem Eisenbolz mit unserer Sachverhaltserklärung war von Herrn Loringhofen ebenfalls nicht angenommen worden.
Die SPD im Stadtrat hat den von Herrn Loringhofen eingebrachten Beschlussvorschlag zum Eisenbolz unterstützt und damit die Eingriffe auf dem Eisenbolz befürwortet. Wären Sie, die SPD in Boppard, nun bereit, mit uns, den Bürgern dieser Stadt in Dialog zu treten, um unsere Fragen zu beantworten?
Diese Fragen sind nochmals beigefügt, aber ergänzt um die neuen Entwicklungen:
Aktuell hat die SGD Nord schriftlich mitgeteilt, dass die Fräsung im Dammigbachtal wiederholt werden muss, weil die im Winter 2021/22 entbuschten Flächen beiderseits des Dammigbachs durch Pioniergehölze, Brombeergebüsche und Neophyten bereits erneut verbuschen. Solche Flächen müssen mindestens einmal gefräst werden, damit noch vorhandenes Wurzelwerk als Keimzelle erneuter Verbuschung entfernt wird. „Daher halten wir an unseren Plänen fest, dass die Flächen nochmals gefräst werden müssen“, teilt die SGD Nord mit.
Wir unterstellen angesichts des Ratsbeschlusses, dass Sie in vollem Umfang über die Maßnahmen der SGD Nord auf dem Eisenbolz informiert sind. Warum werden aber die Bürger weiterhin nicht über solche Entscheidungen informiert, warum setzen Sie mit Ihrer Stadtratsmehrheit von SPD, BfB, FDP und Linkspartei diese so unüberhörbare Forderung der Bürger nach Information und Beteiligung als Teil demokratischer Entscheidungsprozesse nicht endlich durch? Wann werden endlich die Pläne für die Maßnahmen auf dem Eisenbolz öffentlich?
Gemäß § 3 der Verordnung zum NSG Hintere Dickt-Eisenbolz ist der Schutzzweck die Erhaltung und Entwicklung der Flächen als Lebensraum seltener, in ihrem Bestand bedrohter Pflanzen- und Tierarten und deren Lebensgemeinschaften.
Tiefenfräsungen sind Naturzerstörung in höchstem Maße, mit umfassenden Auswirkungen auf den gesamten Naturraum. In der obersten Bodenschicht leben in einer Handvoll Boden Milliarden von Organismen: kleine Wirbeltiere, Würmer, Schnecken, Insekten, Mikroorganismen (beispielsweise Wimperntiere, Geißeltierchen, Bakterien), Pilze und Algen. Die Dichte der Organismen bestimmt die Bodenfruchtbarkeit. Der Boden ist ein komplexes Ökosystem, das im Austausch mit der Atmosphäre steht und lebt. Dieses Bodenleben wird mit den Fräsarbeiten vernichtet, nur um „vorhandenes Wurzelwerk als Keimzelle erneuter Verbuschung“ zu entfernen.
Dabei wird nicht nur vorhandenes Wurzelwerk zerstört. Alle Lebewesen und Mikroorganismen fallen dem „Shredder“ zum Opfer. Ist das eine sinnvolle Maßnahme in einem Schutzgebiet?
Warum fordern Sie nicht gemeinsam auf, die Fräsungen komplett zu verzichten? Möglich ist das, bestätigt auch die SGD Nord: Die hat weitere sogenannte „Entbuschungen“ auf dem Eisenbolz angekündigt. Die werden aufgrund der topografischen Verhältnisse allerdings moderat mit Freischneiden ausgeführt. Warum werden die Eingriffe in die Naturlandschaft auf dem Eisenbolz nicht generell moderat, umweltschonend und unter Vermeidung von Fräsungen durchgeführt?
Die Erhaltung und Entwicklung der Lebensräume bedrohter Pflanzen- und Tierarten ist in der Rechtsverordnung gefordert. Haben Sie jetzt endlich und noch vor dem Beginn der Fräsarbeiten eine Bestandserfassung von Flora und Fauna beantragt, um endlich festzustellen, was dort an Tieren und Pflanzen noch lebt und zu schützen wäre?
Mitglieder der Initiative zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft auf dem Eisenbolz haben in eigener Initiative versucht, diesen Artennachweis zu führen. Sie wurden aufgefordert, ihre Suche einzustellen. Warum?
In der fraglichen Stadtratssitzung wurden Wurzelbeschädigungen oder Baumfällungen bei Fräsarbeiten von der Behörde als „handwerkliche Fehler“ bezeichnet, Wiederholungen aber nicht ausgeschlossen. Wird Ihre Fraktion jetzt Sorge dafür tragen, dass Beschädigungen durch Ahndung entgegengewirkt wird?
Die Untere Wasserbehörde hat uns mitgeteilt, dass sie von der zurückliegenden Baumfällaktion am Dammigbach keine Kenntnis hatte. Wird sie bei den jetzt angekündigten Fräsarbeiten eingebunden?
Unsere an Herrn Loringhoven als Antragsteller der Rücknahme des Widerspruchs der Stadt Boppard herangetragenen Fragen hatten Sie als SPD ebenso wie die anderen befürwortenden Parteien, BfB; FDP und Linkspartei, bereits zur Kenntnis erhalten. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns, den Bürgern der Stadt, alle Fragen gern auch öffentlich beantworten würden.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Kühl
Dr. Wolfgang Petersen
Maria-Anna Roth
Klaus Thomas
Initiative zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft auf dem Eisenbolz