Donnerstag, November 21, 2024
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    Offener Brief an die SPD-Fraktion

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    RHA Leserpost

    Betreff: Eisenbolz

    Sehr geehr­te Damen und Herren der SPD-Fraktion im Stadtrat Boppard,

    Herr Stadtrat Loringhoven hat­te in der Sitzung des Stadtrates vom 19. September zum TOP 1 „Entbuschungsmaßnahmen in Boppard-Eisenbolz, Widerspruchsverfahren“ den Antrag gestellt: „Der Widerspruch wird zurück­ge­nom­men und im Einvernehmen mit der Stadt wird geklärt, ob even­tu­el­le. Baumfällarbeiten zurück­ge­führt wer­den und Bäume mög­lichst wei­test­ge­hend erhal­ten bleiben“.

    Zusammen mit der Stimme von Loringhoven und Ihren Stimmen von der SPD, von BfB, FDP und der Linkspartei ist die­ser Antrag mehr­heit­lich so beschlossen.

    Wir, die Bürger der Stadt Boppard, hat­ten ins­be­son­de­re in Bezug auf die hohe Bedeutung des Themas für die Natur und auch für die Bevölkerung hier vie­le Fragen zu die­sem Beschluss an Herrn Loringhofen gerich­tet und um Beantwortung gebe­ten. Der hat nicht geant­wor­tet. Ein Angebot von uns Bürgern zur Ortsbesichtigung auf dem Eisenbolz mit unse­rer Sachverhaltserklärung war von Herrn Loringhofen eben­falls nicht ange­nom­men worden.

    Die SPD im Stadtrat hat den von Herrn Loringhofen ein­ge­brach­ten Beschlussvorschlag zum Eisenbolz unter­stützt und damit die Eingriffe auf dem Eisenbolz befür­wor­tet. Wären Sie, die SPD in Boppard, nun bereit, mit uns, den Bürgern die­ser Stadt in Dialog zu tre­ten, um unse­re Fragen zu beantworten?

    Diese Fragen sind noch­mals bei­gefügt, aber ergänzt um die neu­en Entwicklungen:
    Aktuell hat die SGD Nord schrift­lich mit­ge­teilt, dass die Fräsung im Dammigbachtal wie­der­holt wer­den muss, weil die im Winter 2021/22 ent­busch­ten Flächen bei­der­seits des Dammigbachs durch Pioniergehölze, Brombeergebüsche und Neophyten bereits erneut ver­bu­schen. Solche Flächen müs­sen min­des­tens ein­mal gefräst wer­den, damit noch vor­han­de­nes Wurzelwerk als Keimzelle erneu­ter Verbuschung ent­fernt wird. „Daher hal­ten wir an unse­ren Plänen fest, dass die Flächen noch­mals gefräst wer­den müs­sen“, teilt die SGD Nord mit.

    Wir unter­stel­len ange­sichts des Ratsbeschlusses, dass Sie in vol­lem Umfang über die Maßnahmen der SGD Nord auf dem Eisenbolz infor­miert sind. Warum wer­den aber die Bürger wei­ter­hin nicht über sol­che Entscheidungen infor­miert, war­um set­zen Sie mit Ihrer Stadtratsmehrheit von SPD, BfB, FDP und Linkspartei die­se so unüber­hör­ba­re Forderung der Bürger nach Information und Beteiligung als Teil demo­kra­ti­scher Entscheidungsprozesse nicht end­lich durch? Wann wer­den end­lich die Pläne für die Maßnahmen auf dem Eisenbolz öffentlich?

    Gemäß § 3 der Verordnung zum NSG Hintere Dickt-Eisenbolz ist der Schutzzweck die Erhaltung und Entwicklung der Flächen als Lebensraum sel­te­ner, in ihrem Bestand bedroh­ter Pflanzen- und Tierarten und deren Lebensgemeinschaften.

    Tiefenfräsungen sind Naturzerstörung in höchs­tem Maße, mit umfas­sen­den Auswirkungen auf den gesam­ten Naturraum. In der obers­ten Bodenschicht leben in einer Handvoll Boden Milliarden von Organismen: klei­ne Wirbeltiere, Würmer, Schnecken, Insekten, Mikroorganismen (bei­spiels­wei­se Wimperntiere, Geißeltierchen, Bakterien), Pilze und Algen. Die Dichte der Organismen bestimmt die Bodenfruchtbarkeit. Der Boden ist ein kom­ple­xes Ökosystem, das im Austausch mit der Atmosphäre steht und lebt. Dieses Bodenleben wird mit den Fräsarbeiten ver­nich­tet, nur um „vor­han­de­nes Wurzelwerk als Keimzelle erneu­ter Verbuschung“ zu entfernen.

    Dabei wird nicht nur vor­han­de­nes Wurzelwerk zer­stört. Alle Lebewesen und Mikroorganismen fal­len dem „Shredder“ zum Opfer. Ist das eine sinn­vol­le Maßnahme in einem Schutzgebiet?

    Warum for­dern Sie nicht gemein­sam auf, die Fräsungen kom­plett zu ver­zich­ten? Möglich ist das, bestä­tigt auch die SGD Nord: Die hat wei­te­re soge­nann­te „Entbuschungen“ auf dem Eisenbolz ange­kün­digt. Die wer­den auf­grund der topo­gra­fi­schen Verhältnisse aller­dings mode­rat mit Freischneiden aus­ge­führt. Warum wer­den die Eingriffe in die Naturlandschaft auf dem Eisenbolz nicht gene­rell mode­rat, umwelt­scho­nend und unter Vermeidung von Fräsungen durchgeführt?

    Die Erhaltung und Entwicklung der Lebensräume bedroh­ter Pflanzen- und Tierarten ist in der Rechtsverordnung gefor­dert. Haben Sie jetzt end­lich und noch vor dem Beginn der Fräsarbeiten eine Bestandserfassung von Flora und Fauna bean­tragt, um end­lich fest­zu­stel­len, was dort an Tieren und Pflanzen noch lebt und zu schüt­zen wäre?

    Mitglieder der Initiative zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft auf dem Eisenbolz haben in eige­ner Initiative ver­sucht, die­sen Artennachweis zu füh­ren. Sie wur­den auf­ge­for­dert, ihre Suche ein­zu­stel­len. Warum?

    In der frag­li­chen Stadtratssitzung wur­den Wurzelbeschädigungen oder Baumfällungen bei Fräsarbeiten von der Behörde als „hand­werk­li­che Fehler“ bezeich­net, Wiederholungen aber nicht aus­ge­schlos­sen. Wird Ihre Fraktion jetzt Sorge dafür tra­gen, dass Beschädigungen durch Ahndung ent­ge­gen­ge­wirkt wird?

    Die Untere Wasserbehörde hat uns mit­ge­teilt, dass sie von der zurück­lie­gen­den Baumfällaktion am Dammigbach kei­ne Kenntnis hat­te. Wird sie bei den jetzt ange­kün­dig­ten Fräsarbeiten eingebunden?

    Unsere an Herrn Loringhoven als Antragsteller der Rücknahme des Widerspruchs der Stadt Boppard her­an­ge­tra­ge­nen Fragen hat­ten Sie als SPD eben­so wie die ande­ren befür­wor­ten­den Parteien, BfB; FDP und Linkspartei, bereits zur Kenntnis erhal­ten. Wir wären Ihnen dank­bar, wenn Sie uns, den Bürgern der Stadt, alle Fragen gern auch öffent­lich beant­wor­ten würden.

    Mit freund­li­chen Grüßen
    Ulrich Kühl
    Dr. Wolfgang Petersen
    Maria-Anna Roth
    Klaus Thomas
    Initiative zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft auf dem Eisenbolz

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