In der Ausgabe des Rhein-Hunsrück-Anzeigers vom 14. Oktober hatte die Bürgerinitiative zu den Entbuschungen im Bereich Eisenbolz und Hintere Dick einen offenen Brief an das Stadtratsmitglied Philipp Loringhoven mit einigen Fragen und der Bitte um Beantwortung gerichtet. Nach mehr als vier Wochen steht eine Beantwortung noch aus. Es ist davon auszugehen, dass kein Interesse an einer Beantwortung besteht. Ein bezeichnendes Bild von einigen kommunalen Politikern zu Fragen besorgter Bürgerinnen und Bürgern.
Denn der Kahlschlag im Dammigbachtal sorgte für große Empörung. Ein idyllisches Bachtal wurde in eine Wüstenei verwandelt. Die gesamte Bachflora wurde auf einer Länge von über 150 Metern Länge radikal entfernt. Die Maßnahme war nicht nur unverhältnismäßig; sie war auch eindeutig rechtswidrig! Denn das Dammigbachtal liegt außerhalb des Naturschutzgebiets „Eisenbolz/Hintere Dick“. Für diesen Bereich gelten die Bestimmungen des Wasserrechts. Die zuständige Wasserbehörde hatte keine Kenntnisse von den Abholzungen/Entbuschungen. Folglich konnte auch keine (mögliche) Ausnahmegenehmigung nach § 38 Wasserhaushaltsgesetz erteilt werden.
Es ist zu befürchten, dass im Rahmen der aktuellen Planungen weitere Baumfällungen stattfinden werden. Wer den Wirtschaftsweg zum Eisenbolz am Schützenhäuschen entlang wandert, erblickt an der Weggabelung in Richtung Süden eine imposante Eiche. Sie und eine Vielzahl weiterer Bäume am Plateaurand sowie im Südwesthang des Eisenbolz sind durch die anstehenden Maßnahmen gefährdet. Dass diese Gefahr real ist, hat Herr Dr. Peter Sound, Referatsleiter Naturschutz im Umweltministerium, im Beitrag des SWR in der Sendung „zur Sache Rheinland-Pfalz“ vom 20. Oktober 2022 eindeutig erklärt.
Eingeblendete Zitate:
„Wenn sie so eine Eiche freistellten, wird die über die Jahre richtig dominant auf einer riesigen Fläche, dann brauchst du keine Streuobstbäume, denn diese Streuobstbäume sind konkurrenzschwach. Die schaffen es nicht gegen die Eichen und gehen dann irgendwann ein.
Wenn ich also am Eisenbolz eine Streuobstallee herstellen will für die BUGA, die in sieben Jahren nur stattfinden wird, dann muss ich sozusagen auch den Platz haben, dass dieser Baum wachsen und gedeihen kann.“
Glauben die Verantwortlichen im Umweltministerium und der SGD Nord in Koblenz tatsächlich, dass nach Beendigung der Entbuschungen/Fällungen Streuobstbäume in größerer Zahl gepflanzt werden? Welch eine Illusion! Im Bereich der „Hinteren Dick“, in der vor Jahren Entbuschungen stattfanden, sind nach meiner Kenntnis seitdem keine neuen Bäume gepflanzt worden.
Wir regen uns zu Recht über Brandrodungen im tropischen Regenwald in Amazonien auf; gleichzeitig werden in den Gemarkungen Boppard und Bad Salzig Bäume ohne nachvollziehbare Gründe gefällt. So beispielsweise vor einigen Wochen in Bad Salzig im Bereich „Klapperlei“. Dort wurden drei gesunde Eichen in einer Nacht- und Nebelaktion entfernt. Mehrere Jahre zuvor wurde eine markante (gegabelte) Eiche ebenfalls auf der „Klapperlei“ gefällt. Generationen von Kindern aus der Römerstraße diente diese Eiche als Spiel- und Kletterplatz. Die Fällung der Eichen dürfte wohl deshalb erfolgt sein, um gut betuchten Bewohnern der neuen Wohneinheiten „Salissone“ einen besseren Blick ins Rheintal zu ermöglichen.
Mittlerweile weiß jedes Schulkind, welch immenser Wert Bäume für den Naturhaushalt insbesondere in Zeiten des Klimawandels und damit für uns Menschen darstellen. Deshalb: Kein Baum darf mehr den Entbuschungsmaßnahmen zum Opfer fallen!! Wer sich ein Bild von den Baumfällungen machen will, dem empfehle ich einen Spaziergang/eine Wanderung durch den Hohlweg, der in der K 118 in der Nähe der Dreschmaschine zur „Hinteren Dick“ führt. Hier kann man die Schnittstellen der Baumstümpfe besichtigen. Die Bürgerinitiative wird die anstehenden Maßnahmen weiterhin kritisch begleiten und überwachen.
Abschließend möchte ich den großen Schriftsteller Hermann Hesse auszugsweise zitieren. In seiner Abhandlung „Bäume“ schreibt er:
„Bäume sind Heiligtümer. Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum“.
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Rainer Bock
Bad Salzig