Die Sana Kliniken AG verweigert die weiteren Verhandlungen zur Übernahme des Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM), Knackpunkte sind unter anderem die Rentenansprüche aus der Betriebsrente der Mitarbeitenden, die mit 300 Millionen Euro beziffert werden. Daneben ging es um die Finanzierung der Übernahme in Höhe von rund 400 Millionen Euro. Macht 700 Millionen Euro, kein Pappenstiel. Laut Sana (Quelle Geschäftsbericht 2022, www.sana.de) gab es in 2022 einen Gewinn von 3 Milliarden Euro. Sana will sich transformieren, Zitat: „(…) um den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten gerecht zu werden. Wir werden unser Angebot an Gesundheitsdienstleistungen im stationären wie im ambulanten Bereich erweitern und setzen dabei auf Innovation, Digitalisierung und Optimierung von Prozessen und Dienstleistungen.“
Ausgezeichnet wurde Sana 2022 mit dem „Best Managed Companies Award“, einer Auszeichnung einer internationalen Beraterfirma (Deloitte Privat) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, UBS (Globaler Vermögensverwaltung) und des BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie.
Sana spielt auf großem Parkett, hat in seinem Internen Verhaltenskodex „Ethisches Handeln und Compliance“ festgehalten, Zitat: „Verantwortungsbewusste und nachhaltige Unternehmensführung ist ein entscheidender Teil unserer Unternehmenskultur und unseres geschäftlichen Handelns. Es ist für uns wichtig, dass wir unserer ethischen und rechtlichen Verantwortung als Unternehmen gerecht werden. Nur so schaffen wir Vertrauen und werden als verlässlicher und integrer Partner im Gesundheitswesen von Patientinnen und Patienten, Kundinnen und Kunden sowie der Öffentlichkeit wahrgenommen.“ (Quelle: Ethisches Handeln und Compliance, www.sana.de)
Sana „gehört“ unter anderem: DKV Deutsche Krankenversicherung AG, Signal Iduna Krankenversicherung aG, Allianz Private Krankenversicherungs-AG, Debeka Krankenversicherungsverein a.G., Continentale Krankenversicherung a.G., Barmenia Krankenversicherung AG, Hallesche Krankenversicherung a.G und 17 weiteren privaten Krankenversicherungen. (Quelle: Die Aktionäre der Sana, www.sana.de)
Hier sieht man wieder: Papier ist geduldig, alle schön formulierten Bekenntnisse zum vermeintlichen Allgemeinwohl stehen am Ende hinten an, wenn es um die Kohle geht, wenn der freie Markt „reguliert“, wenn ein Zusammenschluss von Krankenkassen AGs bestimmen kann, wie die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung geregelt wird. Dann wird die Betriebsrente der Mitarbeitenden zum Ausschlusskriterium, die man nicht übernehmen will. Bei drei Milliarden Gewinn in 2022. Arme, arme Sana Kliniken AG, an Geld mangelt es offenbar nicht. Welche Rolle die politischen Entscheider bei diesem Drama gespielt haben und immer noch spielen, steht auf einem anderen Blatt, dazu könnte man noch 1.000 Leserbriefe schreiben …
Stefan Nick, Boppard