Liebe Mitbürger, wie bekundet, soll die neue Parkgebührenordnung mehr Einnahmen in die Stadtkasse bringen. Zu den direkt steigenden Lasten werden Bürger, Innenstadtbewohner, Pendler, Geschäftskunden, Gewerbetreibende, Vermieter etc. nicht gefragt und längerfristige Folgen für unsere Stadtkasse sind für die Beschlussgremien aktuell nicht vorstellbar. Das erinnert mich an das Bubberder Volkslied „Nohbersch Nickela“; hat man doch für alles eine Lösung und besonders von Anderen, parat. Doch dazu später mehr.
Aktuell wird ein großer Teil von Parkgebühren überhaupt nicht eingenommen, da die Tiefgarage im dritten Monat in Folge kostenfrei belegt werden kann. Seit Anfang März ist die Zahlschranke der Ausfahrt offen. Das hat zur Folge, dass die meisten Tiefgaragennutzer zwar ein Ticket bei der Einfahrt ziehen, es aber nicht bezahlen brauchen. Warum auch, die Schranke kann jeder ohne zu bezahlen passieren.
Das hat sich rumgesprochen und die Deppen, die sich zum Preis von 400,- Euro ein Jahresticket kauften, drehen in der Stadt die eine oder andere Ehrenrunde, um einen zwischenzeitlich freigewordenen Parkplatz zu ergattern. Die Nicht- oder Teilzeitzahler drängen die Jahreskartenbesitzer regelmäßig aus dem Parkhaus. Bei einer früheren Auslastung der Tiefgarage von 50 Prozent, sind es derzeit locker 90 – 110 Prozent. Die nicht Fündigen und Ehrenrunde drehenden Sucher mit einberechnet.
Für mich als Tiefgaragennutzer, der mehrmals am Tag das Kfz nutzen muss, um Waren aus unserem Geschäft auszufahren, ein unmöglicher Zustand. Denn beim Zurückkommen, sind vielfach alle Plätze belegt und ich muss auf die zeitlich limitierten Parkplätze auf dem Marktplatz ausweichen, um das Fahrzeug nach zwei Stunden wieder umzuparken. Nun soll auch noch das Jahres-Ticket von 400,- auf 600,- Euro erhöht werden, ohne adäquaten Gegenwert.
In der letzten Stadtratssitzung wurde als Begründung ein finanzieller/wirtschaftlicher Vergleich mit den Städten Bitburg, welche ein Solitär in ländlichem Gebiet ist, oder Lahnstein und Bendorf, welche im fetten Speckgürtel von Koblenz liegen, vorgetragen. Das halte ich zwar nicht für zielführend, aber wenn dies in der letzten Stadtratssitzung schon ausgeführt wurde, sollte man auch nicht verschweigen, dass es dort Park-Systeme für Anwohner gibt (Lahnstein: Anwohner-Parkausweis und Koblenz: Bewohnerparkausweis) und die vor allem nur einen Bruchteil der Kosten für ein Jahres-Ticket von Boppard kosten. Warum bietet Boppard solch ein System nicht für seine Innenstadtbewohner an? Legt man dort gar mehr Wert auf seine Einwohner als in der Bopparder Innenstadt?
Was werden die langfristigen Folgen für die Stadt sein? Während Gutgläubige den Slogans wie „Das gibts doch überall!“ und „Man kann nicht kostenlos parken!“ und blind den „Stadt-Design-Vorschlägen“ eines selbst ernannten außerstädtischen Propheten vom Berg folgen, der mit Parkplätzen gegenüber der Stadt aus dem Vollen schöpfen kann, verliert die Innenstadt deutlich für seine Einwohner an Attraktivität. Man siehts auch am Rückgang der Tagesbesucher, Einwohnerzahlen und Übernachtungszahlen.
Nicht umsonst habe ich außerhalb Boppards die Sätze gehört: „Ich bezahle doch keinen Eintritt und bekomme nichts geboten“. Gerade in der heutigen Zeit sollte man dem Trend sterbender Innenstädte, siehe St. Goar, Oberwesel, Trechtingshausen etc. nicht folgen und wenigstens versuchen etwas entgegenzuhalten und dadurch den Besuch Boppards weitgehend kostenfrei zu halten, durch das Parkdeck Marienberg, und ein Parkdeck unterhalb der Polizei.
Aber wie anfangs erwähnt, schlug man schon „Nohberschs Nickela“ vor, statt eines Sattels, ein „Kabbesblaad onner de Arsch“ zu legen, etc.
Berthold Neubauer, Boppard
Quellen:
Bewohnerparkausweis | Stadt Koblenz
Stadt Lahnstein: Parkausweis (Anwohner)