Mittelrhein. Die anhaltende Trockenheit bereitet den Menschen zunehmend Sorgen. Auch wenn jetzt kleinere Niederchlagmengen kommen sollen, können diese insgesamt das große Wasserdefizit, für das Hitze und Dürre in den vergangenen Monaten gesorgt haben, kurzfristig nicht ausgleichen. Der Klimawandel ist spürbar und sichtbar in unserer Region angekommen.
Besonders betroffen sind nicht nur unsere nach Wasser „lechzenden“ Wälder sowie Flora und Fauna. Auch die Landwirte und Winzer müssen Tag für Tag all ihre Erfahrungen einbringen, damit die negativen Folgen für Ernte und Qualität möglichst gering bleiben. Die Winzer am Mittelrhein haben schon einige Jahre mit viel zu wenig Regen buchstäblich „gemeistert“. Mit viel zusätzlicher Arbeit im Weinberg unternehmen sie alles, damit auch der 22er-Jahrgang ein guter wird. Dabei geht es um Mengen, Qualität und letztlich auch um wirtschaftlichen Erfolg und die Existenz der Weingüter.
Soviel vorab: Die Winzer des Bopparder Hamm beginnen jetzt mit der Weinlese, die Prognosen für den Jahrgang sind insgesamt gut. „Die Entwicklung der Trauben ist etwas langsam, das Mostgewicht steigt langsamer an. Aber wenn wir jetzt keinen Starkregen oder Hagel bekommen, müssen wir uns um die Gesundheit der Trauben keine großen Sorgen machen“, sagt Marianne Müller, die mit ihrem Mann Matthias in Spay ein traditionsreiches Weingut betreibt. Auch Lissy Perll vom Bopparder Weingut Walter Perll blickt voller Zuversicht in die nähere Zukunft. „Wir beginnen jetzt mit der Weinlese, mit dem Dornfelder geht’s los“, sagt sie dem RHA. „Gut ist, dass es nachts kühler wird und wir keine tropischen Nächte mehr haben. Da bleiben wir von der Gefahr durch Essig-Fäulnis verschont.“
Die Winzer der Region gehen durchaus zuversichtlich die Weinlese an. Doch dafür war intensive, zusätzliche Arbeit notwendig. Mit Wasserlanzen wurden vor allem die jungen Rebstöcke mit für sie überlebenswichtigem Wasser versorgt. Überhaupt ist das Bewässern im Bopparder Hamm alles andere als ein Kinderspiel. Mit Traktoren werden Wassertanks in die Weinlage transportiert, erst dann beginnt die körperlich und zeitlich fordernde Bewässerungsarbeit. „Es sind riesige Wassermengen nötig. Wir müssen unbedingt das Oberflächenwasser sammeln, dass in den Rhein gelangt und somit für eine effiziente und nachhaltige Bewässerung verloren geht“, sagt Marianne Müller. Die Winzerin hofft, dass möglichst zeitnah das Projekt „Umwandlung des alten Klärwerks Ewigbach in ein Wasserreservoir“ geprüft wird, oder eine alternative Wasserbevorratung möglich wird.
„Es gibt ja vom Stadtrat Boppard grünes Licht für eine Machbarkeitsstudie. Nachdem dieses für uns Winzer wichtige Projekt zurückgestellt wurde, hoffen wir jetzt auf möglichst zügige Umsetzung“, so Marianne Müller.
Wichtig für den Hamm
Ein Wasserreservoir im ehemaligen Klärwerk Ewigbach wäre für den Weinbau im Bopparder Hamm zukunftsweisend. Denn mit einem flächigen System der Bewässerung ausgehend vom Wasserreservoir könnten die Winzer auch in den Wachstums- und Reifungsphasen gleichmäßig und ausreichend die Reben versorgen. Die Schieferlage, die zwar gleichermaßen berühmt wie für Weine geschmacksprägend ist, kann weniger als andere „Untergründe“ Wasser speichern. Gerade vor dem Hintergrund zunehmend langer Dürrephasen als eine Folge des Klimawandels könnte man mit der Investition in ein Rückhalte- und Bewässerungssystem die Weinlage Bopparder Hamm zukunftsfit machen. Für Winzer und die Landschaft im touristisch beliebten Welterbetal wäre dies eine lohnende Investition.