Jörg Haseneier blickt zurück auf 100 Tage als Bürgermeister von Boppard
Boppard. Am Sonntag, 23. Januar, konnte Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier ein erstes kleines Jubiläum als Stadtchef feiern: 100 Tage nachdem er die Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger Dr. Walter Bersch übernommen hat, betont er, dass ihm die Arbeit Tag für Tag große Freude macht. „Kommunalpolitik ist mein Ding“, sagt er im Gespräch mit dem Rhein-Hunsrück-Anzeiger.
„Boppard und das Mittelrhein-Tal sind wunderschön, die Menschen sind off en und freundlich“, schwärmt der Jurist. Seine Anwaltskanzlei und den rauen Westerwald hat er verlassen. „Diesen Schritt habe ich in keiner Sekunde bereut.“ Haseneier ist angekommen in Boppard. Sein Büro hat er nach seinem Geschmack eingerichtet. Neben einem neuen Schreibtisch gibt es einen kleinen Besprechungstisch mit Stühlen statt einer Couch wie zu Zeiten seines Vorgängers.
Aus seiner Kanzlei in Neuhäusel hat er zwei Pflanzen mitgebracht, die er „selbst gezüchtet“ hat und hegt und pflegt. Jörg Haseneier schätzt seine neue Heimat Boppard. „Ich gehe unheimlich gerne in den Rheinanlagen spazieren und genieße auch Woche für Woche Stunden in einer Runde mit Senioren bei einem Gläschen Wein bei Rolf Bach“, so Jörg Haseneier. Im politischen Tagesgeschäft kommen dem begeisterten Jogger und Golfer die Tugenden seiner Sportarten entgegen. Ausdauernd (wie beim Laufen), kraftvoll (wie beim Abschlag) und präzise (wie beim „Einlochen) packt er Aufgaben an.
Zeit für erste Bilanz
100 Tage Amtszeit sind für Journalisten immer ein Anlass, die Leistung von Regierungen, Parteien und Funktionsträgern kritisch unter die Lupe zu nehmen. Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier, der vor dem Hintergrund der gefühlt chronischen Streitereien im Stadtrat den Slogan „Schluss mit Streit“ ausgerufen hatte, setzt auf Dialoge und Gedankenaustausch. Dass er da noch längst nicht am Ziel ist, wird bei Stadtratssitzungen und in der Gremienarbeit auch ihm immer wieder deutlich. Von Tag eins seiner Zeit als Bürgermeister an hat es sich zunächst in die Bopparder Themen mit viel Fleiß und Akribie „reingefuchst“. Parallel dazu hat viele Gespräche in den Abteilungen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen der Verwaltung geführt.
Jörg Haseneier hat es so geschafft, dass er binnen recht kurzer Zeit die typisch Bopparder „DNA“ für sich entschlüsselt hat. In einem Kurzinterview mit der RHA-Redaktion beschreibt Jörg Haseneier, wie er die ersten 100 Tage erlebt hat, außerdem blickt er in die nähere Zukunft:
Wie haben Sie Ihre ersten 100 Tage empfunden?
Es gab eigentlich kaum Zeit, sich lange einzuarbeiten. Laufende Projekte haben von mir verlangt, dass ich praktisch nahtlos ins operative Geschäft einsteige. Ich habe davon profitiert, dass ich mich im Vorfeld bereits sehr intensiv inhaltlich mit wichtigen Themen befasst habe.
Können Sie uns einige der Projekte nennen?
Natürlich. Das Karmelitergebäude, das Schwimmbad, die Turnhalle der Michael-Thonet-Grundschule, die Reede in Bad Salzig, die Rheinanlagen und Rheinallee – um nur einige zu nennen. Es geht eigentlich immer darum, etwas für Boppard und die Bürgerinnen und Bürger zu bewegen. Unsere Stadt soll eine gute Zukunft haben.
Das Thema Reede erhitzt sein Monaten die Gemüter. Wie ist da Stand der Dinge?
Wir führen Gespräche mit allen Beteiligten, Anrainern und natürlich mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt. Fakt ist: Die Reede gibt es ja bereits, aber so, wie sie geplant ist, passt sie nicht in das Welterbetal. Die Kernfrage ist: Handelt es sich bei dem Vorhaben nur um eine Ertüchtigung oder ist es eine Neuanlage? Angesichts der Größe der angedachte Reede deutet es auf eine Neuanlage hin. Dann wird ein zeitintensives Planfeststellungsverfahren notwendig. Ob die Reede dann tatsächlich kommen wird, ist fraglich.
Wie geht es in den Rheinanlagen weiter?
Nach Abschluss des Architektenwettbewerbs wird hoffentlich bald die Bauphase beginnen. Ich bin davon überzeugt, dass die Rheinanlagen und die Rheinallee als ein Markenzeichen von Boppard wunderschön werden. Doch bis es soweit ist, werden wir sicherlich einige Jahre lang mit Baumaßnahmen leben müssen. Das wird auch eine Belastung für Anwohner, Gastronomen und Hoteliers
Nichts ist umsonst: Wie steht es um die Finanzen?
Wir haben nach intensiver Arbeit den Haushalt 2022 verabschiedet. Im Wort Haushalt befindet sich auch haushalten – dies wir immer dringender notwendig. Auch mit öffentlichen Geld muss man so umgehen, als wenn es das eigene wäre. In Boppard haben wir zwar erfreuliche Einnahmen, aber auch ein Investitionsvolumen von unglaublichen 47 Millionen Euro. Ich gebe ihnen mal einen Vergleich: Der große und wirtschaftlich starke Westerwaldkreis hat nur ein Investitionsvolumen von 18,4 Millionen Euro. Mit Blick auf künftige Haushaltsbeschlüsse gibt es in Boppard noch einiges zu tun. [za]