Mittwoch, Oktober 30, 2024
Mehr...
    Start Aktuell Gastronomiesterben setzt sich ungebremst fort

    Gastronomiesterben setzt sich ungebremst fort

    53
    Gastronomiesterben setzt sich ungebremst fort

    Region. Das Klima am Wirtschaftsstandort Deutschland ist für Betriebe aller Größenordnungen zuneh­mend belas­tend. Insolvenzen und Geschäftsaufgaben sind trau­ri­ge Realität. Große tra­di­ti­ons­rei­che Unternehmen gera­ten in wirt­schaft­li­che Not, bau­en Stellen ab und ver­la­gern, wenn mög­lich, Produktionskapazitäten ins Ausland. Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung steu­ert offen­kun­dig in eine fal­sche Richtung, denn wäh­rend es in den meis­ten Ländern auf­wärts geht, befin­det sich Deutschland im frei­en Fall. Der Internationale Währungsfonds pro­gnos­ti­ziert, dass Deutschland im lau­fen­den Jahr die ein­zi­ge Industrienation sein wird, deren Volkswirtschaft schrumpft. Selbst das mit Sanktionen beleg­te Russland, das zudem einen teu­ren Krieg führt, regis­triert ein Wirtschaftswachstum. 

    Auswirkungen auf die Region 

    Auch in unse­rer Region tau­meln vie­le Mittelständler und Gewerbetreibende. Steuer- und Energiepolitik, stei­gen­de Sozialabgaben, die Erhöhungen des Mindestlohns, die Überregulierungen und der Aufwand für Dokumentationen sind nur eini­ge Punkte, die Betriebsinhaber an den Rand des Wahnsinns brin­gen. Man hat das Gefühl, dass alle war­nen­den Stimmen – von der IHK, den Handwerkskammern, Unternehmerorganisationen wie dem BNI in Koblenz und dem Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) – von der ver­ant­wort­li­chen Politik über­hört oder igno­riert wer­den. Die Folge: Vertraute Geschäfte und Betriebe ver­schwin­den in den Innenstädten und flä­chig auf dem Land. Auch vie­le gas­tro­no­mi­sche Betriebe haben kei­ne Zukunft mehr.

    Gastronomiesterben setzt sich ungebremst fort

    DEHOGA sieht schwarz

    Josef Mayer, Vorsitzender der DEHOGA im Rhein-Hunsrück-Kreis, hat­te schon im ver­gan­ge­nen Jahr ein­dring­lich vor der Mehrwertsteuererhöhung von 7 auf 19 Prozent für Speisen beim Verzehr in Restaurants gewarnt. Der wäh­rend der Coronapandemie ein­ge­führ­te redu­zier­te Steuersatz hat­te dazu bei­getra­gen, dass vie­le Betriebe in Deutschland die­se schlim­me Zeit über­stan­den haben. Doch die schwie­ri­gen Realitäten in der Nach-Coronazeit hat die Politik aus­ge­blen­det und Hoteliers und Gaststättenbetreiber mit der Rückkehr zum 19-Prozent-Steuersatz zusätz­lich belas­tet. „Unsere schlimms­ten Befürchtungen sind lei­der sogar über­trof­fen wor­den“, stellt der Bopparder Josef Mayer fest. „Wir vom DEHOGA hat­ten für das lau­fen­de Jahr bun­des­weit einen Verlust von 36.000 Betrieben pro­gnos­ti­ziert. Nach der Hälfte des Jahres waren es bedau­er­li­cher­wei­se schon 25.000 gas­tro­no­mi­sche Betriebe“, nennt Josef Mayer eine uner­freu­li­che Zahl. „In Rheinland-Pfalz haben in die­sem Zeitraum 4.000 Betriebe für immer dicht gemacht. Das ist bitter.“

    Eine Trendwende ist nicht in Sicht, denn auch die Rentenreformpläne, die ange­kün­dig­te erneu­te Erhöhung des Mindestlohns und gene­rell stei­gen­de Personalkosten sor­gen neben dem Fachkräftemangel bei so man­chen erfah­re­nen Vollblutgastronomen für „Schnappatmung“. „Die Umsätze in unse­rer Branche sind zwar nomi­nal 10,7 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau im Jahr 2019.  Durch die Mehrwertsteuererhöhung um 12 Prozent sowie dem zusätz­lich stark gestie­ge­nen Wareneinsatz und den erhöh­ten Personalkosten bleibt den Betrieben aber ein rea­les Minus von 12,1 Prozent“, so Josef Mayer. 

    Schon jetzt ist die Anzahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Beschäftigten bun­des­weit um etwa 18.000 zurück­ge­gan­gen, ein Ende ist ange­sichts der Pleitewelle nicht absehbar.

    Fatale Folgen 

    Die Folgen des Hotel- und Gastronomiesterbens sind fatal. Es geht nicht nur Vielfalt im Angebot und Lebensqualität ver­lo­ren.  „Keine Branche benö­tigt so vie­le Zulieferer wie wir“, sagt Josef Mayer. Getränkelieferanten, Bäcker, Metzger, Lebensmittel-Großhändler und Anbieter regio­na­ler Produkte, aber auch Wäschereien und Reinigungsfirmen hän­gen sehr stark von einer fre­quen­tier­ten und gesun­den Gastronomie ab. „Bleibt die Ampelregierung hart­nä­ckig bei ihren 19 Prozent und ist wei­ter nicht in der Lage oder wil­lens, den Mittelstand wirt­schafts­po­li­tisch zu berück­sich­ti­gen, wer­den bei uns Tausende Arbeitsplätze ver­lo­ren gehen“, so Josef Mayer. „Die Rückkehr zum redu­zier­ten Steuersatz könn­te uns hel­fen“, nennt der erfah­re­ne lang­jäh­ri­ge Bopparder Hotel- und Restaurantchef einen Punkt, der die Talfahrt abbrem­sen könn­te und bes­te Medizin gegen die sich breit­ma­chen­de Endzeitstimmung wäre. 

    Da aber auch über die Gastronomie hin­aus nahe­zu der gesam­te Mittelstand unter der Politik lei­det, ist mit einem erheb­li­chen Verlust an Arbeitsplätzen zu rech­nen.  Nicht nur vie­le Familien wären die Leidtragenden: Letztlich auch der Staat, dem kal­ku­lier­te Steuereinnahmen weg­zu­bre­chen drohen.

    Kontakt

    • Ihr Name (Pflichtfeld)

      Ihre E‑Mail Adresse (Pflichtfeld)

      Betreff (Pflichtfeld)

      Ihre Nachricht