Region. Das Klima am Wirtschaftsstandort Deutschland ist für Betriebe aller Größenordnungen zunehmend belastend. Insolvenzen und Geschäftsaufgaben sind traurige Realität. Große traditionsreiche Unternehmen geraten in wirtschaftliche Not, bauen Stellen ab und verlagern, wenn möglich, Produktionskapazitäten ins Ausland. Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung steuert offenkundig in eine falsche Richtung, denn während es in den meisten Ländern aufwärts geht, befindet sich Deutschland im freien Fall. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert, dass Deutschland im laufenden Jahr die einzige Industrienation sein wird, deren Volkswirtschaft schrumpft. Selbst das mit Sanktionen belegte Russland, das zudem einen teuren Krieg führt, registriert ein Wirtschaftswachstum.
Auswirkungen auf die Region
Auch in unserer Region taumeln viele Mittelständler und Gewerbetreibende. Steuer- und Energiepolitik, steigende Sozialabgaben, die Erhöhungen des Mindestlohns, die Überregulierungen und der Aufwand für Dokumentationen sind nur einige Punkte, die Betriebsinhaber an den Rand des Wahnsinns bringen. Man hat das Gefühl, dass alle warnenden Stimmen – von der IHK, den Handwerkskammern, Unternehmerorganisationen wie dem BNI in Koblenz und dem Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) – von der verantwortlichen Politik überhört oder ignoriert werden. Die Folge: Vertraute Geschäfte und Betriebe verschwinden in den Innenstädten und flächig auf dem Land. Auch viele gastronomische Betriebe haben keine Zukunft mehr.
DEHOGA sieht schwarz
Josef Mayer, Vorsitzender der DEHOGA im Rhein-Hunsrück-Kreis, hatte schon im vergangenen Jahr eindringlich vor der Mehrwertsteuererhöhung von 7 auf 19 Prozent für Speisen beim Verzehr in Restaurants gewarnt. Der während der Coronapandemie eingeführte reduzierte Steuersatz hatte dazu beigetragen, dass viele Betriebe in Deutschland diese schlimme Zeit überstanden haben. Doch die schwierigen Realitäten in der Nach-Coronazeit hat die Politik ausgeblendet und Hoteliers und Gaststättenbetreiber mit der Rückkehr zum 19-Prozent-Steuersatz zusätzlich belastet. „Unsere schlimmsten Befürchtungen sind leider sogar übertroffen worden“, stellt der Bopparder Josef Mayer fest. „Wir vom DEHOGA hatten für das laufende Jahr bundesweit einen Verlust von 36.000 Betrieben prognostiziert. Nach der Hälfte des Jahres waren es bedauerlicherweise schon 25.000 gastronomische Betriebe“, nennt Josef Mayer eine unerfreuliche Zahl. „In Rheinland-Pfalz haben in diesem Zeitraum 4.000 Betriebe für immer dicht gemacht. Das ist bitter.“
Eine Trendwende ist nicht in Sicht, denn auch die Rentenreformpläne, die angekündigte erneute Erhöhung des Mindestlohns und generell steigende Personalkosten sorgen neben dem Fachkräftemangel bei so manchen erfahrenen Vollblutgastronomen für „Schnappatmung“. „Die Umsätze in unserer Branche sind zwar nominal 10,7 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau im Jahr 2019. Durch die Mehrwertsteuererhöhung um 12 Prozent sowie dem zusätzlich stark gestiegenen Wareneinsatz und den erhöhten Personalkosten bleibt den Betrieben aber ein reales Minus von 12,1 Prozent“, so Josef Mayer.
Schon jetzt ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bundesweit um etwa 18.000 zurückgegangen, ein Ende ist angesichts der Pleitewelle nicht absehbar.
Fatale Folgen
Die Folgen des Hotel- und Gastronomiesterbens sind fatal. Es geht nicht nur Vielfalt im Angebot und Lebensqualität verloren. „Keine Branche benötigt so viele Zulieferer wie wir“, sagt Josef Mayer. Getränkelieferanten, Bäcker, Metzger, Lebensmittel-Großhändler und Anbieter regionaler Produkte, aber auch Wäschereien und Reinigungsfirmen hängen sehr stark von einer frequentierten und gesunden Gastronomie ab. „Bleibt die Ampelregierung hartnäckig bei ihren 19 Prozent und ist weiter nicht in der Lage oder willens, den Mittelstand wirtschaftspolitisch zu berücksichtigen, werden bei uns Tausende Arbeitsplätze verloren gehen“, so Josef Mayer. „Die Rückkehr zum reduzierten Steuersatz könnte uns helfen“, nennt der erfahrene langjährige Bopparder Hotel- und Restaurantchef einen Punkt, der die Talfahrt abbremsen könnte und beste Medizin gegen die sich breitmachende Endzeitstimmung wäre.
Da aber auch über die Gastronomie hinaus nahezu der gesamte Mittelstand unter der Politik leidet, ist mit einem erheblichen Verlust an Arbeitsplätzen zu rechnen. Nicht nur viele Familien wären die Leidtragenden: Letztlich auch der Staat, dem kalkulierte Steuereinnahmen wegzubrechen drohen.