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Apothekensterben wird zunehmend zu einem Problem

Region. Wer krank ist, steht zuneh­mend vor Problemen. Krankenhäuser schlie­ßen, Hausärzte feh­len in der Fläche und zu Fachärzten muss man – je nach­dem, wo man wohnt – nicht nur län­ge­re Anfahrstrecken in Kauf neh­men, son­dern häu­fig auch eini­ge Wochen war­ten, bis man einen Termin bekommt. Jetzt spitzt sich auch die Lage bei der Medikamentenversorgung zu: Immer mehr Apotheken machen zu. Das Apothekensterben ist dabei nicht pri­mär Folge von feh­len­den Kunden und schlech­ten Umsätzen. Die Apotheker bekla­gen eine aus ihrer Sicht desas­trö­se Gesundheitspolitik. Das vom Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach feder­füh­rend auf den Weg gebrach­te Apothekenreformgesetz bringt nicht die gewünsch­ten finan­zi­el­len Entlastungen. 

In die­ser alles ande­re als rosi­ge Situation sorgt die Fernsehwerbung des belieb­ten Moderators und Showmasters Günther Jauch für eine gro­ße nie­der­län­di­sche Onlineapotheke für Ärger. „Ich habe ihn kon­tak­tiert und hat mir sogar einen Brief zurück­ge­schickt“, sagt Dr. Thomas Klose gegen­über dem RHA.  Doch die Antwort, die der erfah­re­ne Apotheker aus Koblenz erhielt, war alles ande­re als befrie­di­gend. „Er sieht nicht die Gefahr, dass es bald kei­ne Notdienste, Botendienste, Kühlartikel oder Betäubungsmittel mehr gibt“, so Klose. Genau dies wird aber – da ist sich Klose sicher – pas­sie­ren. „Kranke Kinder müs­sen oft schnell mit Antibiotikum oder Fiebersaft ver­sorgt wer­den. Wenn Medikamente oder Geräte bei Erstickungsanfällen von einer Versandapotheke erst nach zwei Tagen bei Patienten ankom­men, ist es viel­leicht schon zu spät“, so Thomas Klose.

Fakt ist: Schon jetzt haben sich die Wege zu Vor-Ort-Apotheken ver­län­gert. Die zuver­läs­si­ge, schnel­le und kom­pe­ten­te Versorgung mit wert­vol­ler Beratung wird bei anhal­ten­dem Apothekensterben auf der Strecke blei­ben. 2023 haben rund 500 Apotheken ihre Tore für immer geschlos­sen, die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sieht kein Ende der Schließungswelle. „Patienten müs­sen immer wei­te­re Wege zur nächst­ge­le­ge­nen Apotheke zurück­le­gen. Mit der Arzneimittelberatung, eige­nen Herstellungen, Nacht- und Notdiensten, Impfungen und den phar­ma­zeu­ti­schen Dienstleistungen bie­ten die Apotheken aber Leistungen an, die die Menschen in ihrer wohn­ort­na­hen Umgebung unbe­dingt benö­ti­gen“, sagt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA. 

Thomas Klose ist wie die meis­ten sei­ner Kollegen ver­är­gert und lässt kein gutes Haar an der aktu­el­len Gesundheitspolitik. Seine Forderung in Richtung Berlin ist klar: Eine ange­mes­se­ne Anpassung der Vergütung 8,35 Euro (Stand 2004) auf 12,00 Euro, Skonto im Gesetz auf­neh­men, E‑Rezept nur für in Deutschland steu­er­zah­len­de Apotheken zulas­sen und das Apotheken-Reformgesetz auf­hal­ten bezie­hungs­wei­se über­ar­bei­ten. Nur so kön­nen die klas­si­schen Apotheken „über­le­ben“ und dem­nach bei Notfällen dann auch schnell reagieren.

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